(Corporate) Strategy Quo vadis?

Sicher haben Sie sich schon einmal gefragt, wie die vielen vorgestellten Strategien oder Theorien zusammenpassen – manchmal scheinen sich diese sogar zu widersprechen?!

Ein sehr gutes Beispiel sind Michael Porters (1980) Five Forces, die nahezu jeder im BWL-Umfeld kennt:

Porter Five Forces
Five Forces Model (Michael Porter (1980))

Wie passt solch ein Modell in die bereits gemachten Aussagen zu Corporate Strategy (Strategie)? Soll dies die „Rahmenhandlung“ der Corporate Strategy darstellen? Und wann trifft dieses Modell zu?
Ich könnte noch weitere Modelle und Strategien ergänzen, die eher Fragen aufwerfen oder sogar in einem direkten Widerspruch zu stehen scheinen.

Also… Corporate Strategy Quo vadis?

Um die ggf. vorhandene Verwirrung ein wenig aufzulösen, müssen wir einen kleinen Ausflug in die Vergangenheit machen. Die akademische Disziplin Strategie (strategic management) begann sich in den 60er Jahren herauszubilden. Prominente Forscher dieser Zeit waren u.a. Ansoff ein Vertreter der ‚Planning School‘ oder Andrews (Design School), wobei beide ‚Schulen‘ einen Prozessansatz verfolgen. Diesen Vertretern verdanken wir die Idee eines Strategieprozesses mit der Bildung von Zielen, die dann heruntergebrochen wurden auf die Bereiche und Divisionen.

Neben disen beiden Ansätzen (school of thoughts) gab es aber in den Folgejahren mindestens 10 weitere Schulen und Forschungsrichtungen. Spätestens mit der Industrieökonomik, also einer Sichtweise aus der VWL, und Vertretern wie oben genannten Michael Porter (lehrt an Harvard Business School) wurde die Disziplin Anfang der 90er Jahre als selbständige Disziplin anerkannt.

Aber weiter: Corporate Strategy Quo vadis?

Bis zum heutigen Tage haben die vorherrschenden Schulen über die Jahre hinweg gewechselt und bestehen nebeneinander. Eine in sich kohärente Theorie oder Disziplin hat sich dabei nicht herausgebildet. Es ist daher bei Diskussionen unerlässlich zu verstehen, welche Schule oder Denkmodell angewandt wird. Die meisten Schulen und Denkmodelle haben Modellannahmen, die insbesondere die Realität heute nur begrenzt abbilden – somit sind diese für die Praxis aus meiner Sicht nur als Denkanstöße und Hintergrundwissen zu verstehen.

Dennoch: Corporate Strategy Quo vadis? oder wie soll das in der Praxis ablaufen?

Einen ersten guten Einblick über die unterschiedlichen Ebenen und Denkmodelle gibt ‚The Strategic Manager: Understanding Strategy in Practice‚ von Harry Sminia. Mit Beispielen zeigt er die Anwendbarkeit und Hintergründe der einzelnen Modelle und erklärt die Zusammenhänge. Das Buch ist in englischer Sprache verfasst aber einfach und kurzweilig geschrieben – mit gerade ca. 140 Seiten – und dennoch relativ umfassend.
Noch spannender sind die Darstellungen von Colin Eden und Fran Ackermann: Making Strategy: Mapping Out Strategic Success (ebenso in Englisch). Hier wird die Entwicklung und das Moderieren einer Strategieentwicklung dargestellt – allerdings mit Teilnehmern ohne strategisches Hintergrundwissen und Ausbildung. In meiner MBA Ausbildung vor einigen Jahren konnte ich an einer 3-tägigen Übung/Präsentation dazu teilnehmen und war über die Ergebnisse beeindruckt. Die entwickelten Strategien lassen sich jederzeit mit denen der Strategiespezialisten messen.

Ich hoffe die Ausführungen helfen und freue mich wie immer auf Kommentare per PM!

Quellen:

Ackermann, F. and Eden, C. (2011) Making Strategy: Mapping Out Strategic Success. Second Edition. London: SAGE Publications Ltd.

Rabetino, R., Kohtamäki, M. and Federico, J.S. (2021) ‘A (Re)view of the Philosophical Foundations of Strategic Management’, International Journal of Management Reviews, 23(2), pp. 151–190. doi:10.1111/ijmr.12244.

Rasche, A. (2008) The Paradoxical Foundation of Strategic Management. Heidelberg: Physica-Verlag. doi:10.1007/978-3-7908-1976-2.

Sminia, H. (2021) The Strategic Manager: Understanding Strategy in Practice. Available at: https://doi.org/10.4324/9781003031260.

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